Das Gebäude direkt an der Ortsdurchfahrt mit der Adresse Rathausgasse 1, 73457 Essingen im Ostalbkreis des Landes Baden-Württemberg, hat eine mehr als 3oo-jährige Geschichte zu erzählen.
Bereits um 17oo das Gasthaus ‘Zum Grünen Baum’ wird, in historischen Quellen, zum ersten Male erwähnt. Dieses Gasthaus ist in seinen Grundzügen das noch heute erhaltene Gebäude, an der oben stehenden Adresse.
Was man heute als Vielzweck bezeichnen würde, so diente das Haus neben dem Gasthaus später als Rathaus, Mädchenschule, Poststelle und Gendarmerie mit einer eigenen Zelle, aber auch in jüngsten Jahren als Museum und Stätte der Begegnungen.
Bereits 1823 erwirbt die Gemeinde Essingen das ehemalige Wirtshaus zum Preis von 1.2oo Gulden, um hier das Rathaus mit Arrestzelle und Mädchenschule einzurichten.
1864 zieht die Mädchenschule aus und im Laufe der Jahre werden zusätzlich zum Rathaus ein Postamt und ein Polizeiposten eingerichtet. Mit dem Umzug der Gemeindeverwaltung und der Polizei 1989 ins neue Rathaus stellt sich dann die Frage, was aus dem historischen Gebäude werden soll.
„Es begann eine 20-jährige Odyssee“. Schon 1989 hat der Heimat- und Geschichtsverein die Idee, hier historische Gegenstände zu zeigen. Doch daraus wird vorerst nichts; auch die angedachte Nutzung als Haus der Vereine kommt nicht zustande. Weitere Überlegungen an seiner statt Wohnungen zu bauen oder eine Ortsbücherei einzurichten scheitern.
Doch noch machen hohe Sanierungskosten – von mehr als einer Million Mark – einen Strich durch die Rechnung. Drei Jahre später sind diese Kosten in einem Gutachten der Essinger Wohnungsbau nochmals gestiegen, auf mehr als ein einhalb Millionen Mark; da zwischenzeitlich ein Salz- und Wurmbefall vorangeschritten ist.
Als Notbehelf werden einzelne Räume des Gebäudes von der ortsansässigen Narrenzunft, den ‘Haugga-Narra’, aber auch vom Liederkranz und einer Künstlergruppe genutzt. Glücklicherweise entschließt sich der Gemeinderat nicht zum Abriss des Gebäudes, sondern vertagt die Entscheidung und erhält das Rathaus in seinem damaligen Zustand.
Auf Drängen einer privaten Initiative, unter den späteren Gründern des Vereines und dem amtierenden Bürgermeister, gibt es nun grünes Licht für die Sanierung, Renovierung und Einrichtung eines kleinen Museums, welches durch die obige Initiative betrieben werden soll.
2006 beginnt diese Sanierung und Renovierung des Gebäudes in Eigenleistung. Dabei werden zunächst zehn Tonnen Abraum und Schutt beseitigt.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Gründung des Vereins Dorfmuseum Essingen 2008 macht den Weg frei für die spätere Nutzung des Gebäudes als Dorfmuseum. Die offizielle Eröffnung findet am Ostermontag im Jahr 2009 statt.
Bereits 2015 gibt es Pläne zur weiteren Sanierung des Dorfmuseums, das bereits etwas in die Jahre gekommen ist – hierzu zählen der Dachstuhl, die Fenster und die Fassade. Diese Sanierung wird im Rahmen des Landes-Sanierungsprogramm ‘Unteres Dorf’ ab 2016 mit circa EUR 3oo.ooo durch einen Landes- und Gemeinde-Zuschuss verwirklicht.
Mit einem Festakt am 22. April 2o19 begehen das Museum und seine Mitglieder ein besonderes Jubiläum. Davon zeugt der nachfolgende kurze Abriss seines Daseins.
2022 öffnet das Dorfmuseum dann nach zwei Jahren Zwangspause, CoViD-19 bedingt, mit neuen Räumlichkeiten, vor allem aber mit einer veränderten Ausstellung. Diese beinhaltet die neue ‘Archäologica’, in der wir Funde aus der Steinzeit bis ins Mittelalter dem Besucher nahe bringen können. Aber auch mit einer neu gestalteten Ausstellung rund um die Themen ‘Imkerei’ und die neuen und erweiterten Räume der ‘Schusterei & Schneiderei’.
Ebenso begeht das Dorfmuseum im gleichen Jahr eine gemeinschaftliche Ausstellung zusammen mit den ‘Haugga Narra’ zu deren 44-jährigem Jubiläum.
Seit und mit Beginn 2o24 arbeitet die Gemeinde und der Verein an der Errichtung eines Anbaus, der die räumlichen Möglichkeiten des Museums vergrößern soll. Durch diesen zusätzlichen Raum können noch belegte Räume im Museum frei gemacht werden, zum Beispiel für neue Ausstellungen. Außerdem vereint der Anbau die Interessen von 5 Vereinen, auf der Suche nach einem eigenen Platz. Dies sind neben dem Dorfmuseum, vor allem die Landjugend, wie auch der Liederkranz, die Alamannengruppe Raetovarier und der Heimat- und Geschichtsverein in Essingen.
Alles das tut ein Übriges für den heutigen Glanz dieses Gebäudes und ‘Schätzchens der Gemeinde im Herzen der Ostalb und Schwabens’.
Bis heute erfolgt der Auf- und Ausbau sowie die Betreuung überwiegend im Ehrenamt durch den Dorfmuseums-Verein, mit der Unterstützung der Gemeinde Essingen, die weiterhin die Eigentümerin des Gebäudes ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt (Dez’ 2024) beheimatet das Dorfmuseum – neben seinem bekannten ‘Stüble’ – 17 Räume zur Ausstellung, auf drei Geschossen. In den kommenden beiden Jahren möchte der Verein weitere 2-3 Räumlichkeiten erschließen, die bislang noch anderen Zwecken vorbehalten sind.
Alle unsere Exponate spiegeln vielfach Essinger Heimatgeschichte wider und sind sehr umfangreich. Die aktuellsten Attraktionen der letzten drei Jahre erwarten die Besucher im zweiten Obergeschoss; rund um die Themen Molkerei und Gartenbau, Spielzeug und Wintersport-Ausrüstung. Wussten Sie im Übrigen, wo sich die Ursprünge des Ski-Sportes des Landes Baden-Württemberg finden? Zahlreiche Quellen belegen, dass sie sich auf der Gemarkung Essingen finden.
Und so gilt auch weiterhin: Das Museum lebt weiter und wird weiter ausgebaut.
Einen wichtigen Meilenstein im Leben des Dorfmuseum-Vereins stellt selbstverständlich die Gründung des gleichen dar; dessen offizielle Gründungsmitglieder sich auf nachfolgendem Bild vom 1. August 2oo8 nahe der Gründungsstätte wiederfinden.